Bilanzpressekonferenz der Westerwald Bank zum Geschäftsjahr 2020

Starkes Wachstum in schwierigen Zeiten

Erstmals in digitaler Form informierte die Westerwald Bank zum Geschäftsjahr 2020 und konnte erfreulicherweise trotz schwieriger Zeiten robuste Zahlen präsentieren.

Die Bilanzsumme wuchs um 11,2 % auf 3,42 Mrd. Euro. Dabei konnte das Kreditgeschäft um 5,8 % auf 2,0 Mrd. Euro gesteigert werden (+ 110 Mio. Euro). Wie Wilhelm Höser, Vorstandssprecher der Westerwald Bank, ausführte, betrugen die Kreditzusagen insgesamt sogar 600 Mio. Euro; ein Wachstum, das sich in allen Segmenten der Bank zeigte. So stiegen die Kreditzusagen an Privatkunden von 199,5 Mio. Euro in 2019 auf 213,4 Mio. Euro in 2020. Die Zusagen an Firmenkunden entwickelten sich von 258,3 Mio. Euro auf 316,1 Mio. Euro, und das neue Geschäftsfeld „gewerbliche Immobilienfinanzierung“ konnte nach 26,9 Mio. Euro ein Zusagevolumen von 70,2 Mio. Euro in 2020 generieren. Der deutliche Anstieg des Aktivgeschäftes wurde nur in Teilen durch die Corona-Hilfen (KfW-Kredite) begründet. Diese betrugen 29,2 Mio. Euro im Segment der Firmenkunden sowie im gewerblichen Bereich 8,1 Mio. Euro. Daneben wurden 321 Tilgungsaussetzungen erklärt.

Die Einlagen der Bank erhöhten sich über alle Kundensegmente hinweg um insgesamt 5,2 % auf 2,7 Mrd. Euro. Dies ist auch durch die coronabedingte Erhöhung der Sparquote begründet, die laut DZ Bank von 10,9 % in 2019 auf 17 % in 2020 anstieg.

Das Kundenvolumen in der genossenschaftlichen FinanzGruppe, dass das eigentliche vertriebliche Ergebnis der Bank kennzeichnet, entwickelte sich erfreulich. Es stieg insgesamt um 5,9 % auf 6,8 Mrd. Euro. Dabei entwickelte sich das Einlagenvolumen im Verbund von 4,0 Mrd. Euro auf 4,2 Mrd. Euro (+ 5,5 %). Das Geschäft mit der Union Investment konnte von 616 Mio. Euro auf 670 Mio. Euro, sowie die eigenen Kundeneinlagen von 2.557 Mio. Euro auf 2.691 Mio. Euro gesteigert werden. Das Wachstum im Kundenkreditvolumen wurde wesentlich durch Kredite aus eigenen Mitteln getragen und stieg insgesamt von 2,4 Mrd. Euro auf 2,57 Mrd. Euro oder 6,7 %. Dabei war das Jahr sicher kein einfaches. Als Folge der im Frühjahr beschlossenen Lockdown-Maßnahmen waren die Möglichkeiten einer persönlichen Kundenansprache deutlich eingeschränkt. Trotzdem konnte ein ansehnliches Ergebnis auch im Dienstleistungsgeschäft erzielt werden. So konnten neue Lebensversicherungen im Gesamtvolumen von insgesamt 27,1 Mio. Euro (Vorjahr 26,4 Mio. Euro) abgeschlossen werden. Dass 103,6 Mio. Euro im Bereich der Union-Fonds platziert werden konnten nach 104,0 Mio. Euro im Vorjahr, demonstrierte, so Höser, deutlich die starke Vertriebsleistung der Bank auch in schwierigen Zeiten. Es zeigte aber auch, dass die Kunden immer öfter Beratungen zu komplexen Produkten über digitale Kanäle und im Rahmen von Videokonferenzen angenommen haben. Bausparverträge wurden im Volumen von 71,5 Mio. Euro nach 86,5 Mio. Euro im Jahr 2019 platziert.

Zur Gewinn- und Verlustrechnung führte Höser aus, dass der Zinsüberschuss zwar gemäß den veröffentlichten Zahlen um 1,2 Mio. Euro auf 45,3 Mio. Euro ausgebaut werden konnte, jedoch die Zahlenbasis 2019 durch einen außerordentlichen Aufwand aus der Schließung von Zinssicherungsmaßnahmen mit knapp 1,9 Mio. Euro belastet war. Insoweit ging der bereinigte Zinsüberschuss von 46,1 Mio. Euro auf 45,3 Mio. Euro zurück und dies trotz des starken Kreditwachstums im Jahr 2020.

Der Provisionsüberschuss konnte erfreulicherweise um ca. 450 T€ auf rund 22,5 Mio. Euro (Vorjahr 22,0 Mio. Euro) ausgebaut werden. Bei einem leicht reduzierten Personalaufwand von 28,4 Mio. Euro nach 28,6 Mio. Euro ging der Verwaltungsaufwand auch coronabedingt auf 17,3 Mio. Euro nach 18,6 Mio. Euro zurück. Hier wirkt sich der Wegfall zahlreicher Veranstaltungen aus, die die Bank üblicherweise im Jahr angeboten hätte, ferner geringere Seminarkosten sowie ein konsequentes Kostenmanagement.

Das Ergebnis vor Bewertung betrug 19,2 Mio. Euro nach 18,1 Mio. Euro im Vorjahr. Unter Bereinigung der außerordentlichen Effekte in 2019 liegt es um knapp 900 T€ unter dem Ergebnis 2019. „Dies ist ein immer noch gutes Ergebnis unter den besonderen Vorzeichen des Jahres 2020“, so Höser, „und dabei haben wir aktuell im Kreditbuch der Bank trotz der Besonderheiten des Corona-Jahres 2020 bisher nur geringe Belastungen aus Insolvenzen in der Region.“ Höser warnte aber auch gleichzeitig davor, dass dieses Bild Folge der Maßnahmen des Bundes, sowie des Aussetzens der Insolvenzantragspflichten war und so noch nicht für das Jahr 2021 unterstellt werden kann.

„Wir haben Vieles gemacht“, so Andreas Tillmanns, Mitglied des Vorstands, „um die Bank sowohl für unsere Kunden und Mitglieder, aber auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher zu machen. Bereits Anfang März wurde ein Pandemie-Team gegründet und tagt seither fast täglich, teilweise in den Hochphasen der Pandemie zweimal am Tag, um auf Besonderheiten und Herausforderungen angemessen reagieren zu können.“ Bereits im März wurden die Servicemitarbeiter mit Plexiglaswänden geschützt, bevor dies auch im Einzelhandel als übliche Schutzmaßnahme übernommen wurde. Das Anbringen von speziellen Griffen an den Eingangstüren, die ein Öffnen mit dem Arm ermöglichen, Desinfektionsspender und Wegeführung in allen Geschäftsstellen und im Herbst die Ausstattung der Beratungsräume für unsere Kunden und Berater mit Luftreinigungsgeräten (73 Hepa-Filter-Anlagen) zeigten die konsequenten Maßnahmen, die die Bank zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch der Kunden vorgenommen hat. Bereits im März wurden Split-Office-Konzepte sowie mobile Arbeitsplätze eingerichtet. Die über das Jahr zu verzeichnenden Krankheitsfälle waren ausgesprochen überschaubar, so Tillmanns, und bestätigten die Schutzfunktionen der getroffenen Maßnahmen.

„Die Welt hat sich verändert“, so Dr. Ralf Kölbach, Mitglied des Vorstands, „und hat einen weiteren Digitalisierungsschub bekommen, wie wir ihn nicht erwarten konnten.“ Bargeldlose Zahlungen wurden zum Standard auch für Kleinstbeträge. So erhöhten sich trotz der Pandemie und der eigentlich eingeschränkten Konsumfähigkeit während des Lockdowns die Girocard-Zahlungen um 17 %, kontaktlose Zahlungen stiegen sogar von 20 % auf 60 % zum Jahresende. Dies sind insbesondere Zahlungen über digitale Karten, Bezahlen mit dem Smartphone, Apple Pay oder Kwitt. „Und ja, die Beratung über digitale Medien, Videochat und Telefonie konnten sicherstellen, dass wir den Kontakt, das persönliche Gespräch zu unseren Kunden auch in diesen schwierigen Zeiten immer vornehmen konnten“, so Dr. Kölbach.

Der deutliche Rückgang der Frequenz im Geschäftsstellennetz ist laut Dr. Kölbach auch für die Zukunft zu erwarten. Dass eine weitere Anpassung des Filialnetzes für 2021 erforderlich wird, ergibt sich allein daraus, dass die Mehrheit der Kunden die digitalen Kanäle längst als ausgesprochen komfortabel und effizient für sich angenommen hat.

Daher plant die Bank, die Geschäftsstellen in Dattenfeld und Rengsdorf zu schließen, die Geschäftsstelle in Puderbach in eine reine SB-Stelle mit Videoservice umzubauen sowie die Geschäftsstelle Weyerbusch in das historische Bürgermeisterhaus von Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu verlegen und in eine Beratungsfiliale umzuwandeln.

Dennoch bleibt die Filiale dort, wo die Menschen sie annehmen, ein entscheidender Kontaktpunkt und die Westerwald Bank eG investiert hier massiv. „Nicht umsonst haben wir in den letzten Jahren“, so Dr. Kölbach, „große Investitionen in das Filialnetz, insbesondere in Bad Marienberg und Dierdorf, vorgenommen, um die Zukunftsfähigkeit an zentralen Standorten sicherzustellen. Diese Filialen gehören zu den modernsten im Bereich deutscher Regionalbanken und haben eine Vorreiter-Funktion für die Volks- und Raiffeisenbanken.“

„In einem Jahr wie 2020 mit höchsten Schäden durch den Borkenkäfer in den Wäldern und einem belastenden Pandemiegeschehen für die Menschen ist es umso wichtiger, auch als regionale Bank durch nachhaltiges Handeln und Vorleben Zeichen zu setzen“, so Markus Kurtseifer, Mitglied des Vorstands. Im vergangenen Jahr wurde die Baumpflanzaktion ausnahmsweise nicht durch die Auszubildenden der Bank begleitet. Mittels einer Spende an den regionalen Forst konnte jedoch, wie in jedem der letzten zehn Jahre, eine große Fläche mit deutlich über 1.000 Bäumen neu bepflanzt werden. Zur Sicherstellung der Insektendiversität hat die Bank erstmalig auf über 50.000 Quadratmetern gemeinsam mit regionalen Landwirten und Imkern Blühstreifen aufgebaut. Ein ausgesprochen erfolgreiches Modell, was viele zur Nachahmung inspiriert hat. Wie Kurtseifer verkündete, wird diese Maßnahme auch in 2021 fortgesetzt und auf über 100.000 Quadratmeter Blühstreifen ausgebaut.

Mit über 150 T€ unterstützte die Bank im zweiten Lockdown im Herbst 2020 die regionalen Schulen, insbesondere auch zur Unterstützung der erforderlichen Digitalisierung. Über 55 T€ wurden zur Unterstützung in der Covid-Krise den regionalen Vereinen zur Verfügung gestellt, über 13 T€ gingen an die Tafeln im Geschäftsgebiet der Bank. Das gesamte Spendenvolumen mit dem großen Schwerpunkt der Förderung Jugend, Soziales und Bildung in der Region betrug 359 T€.