Auch in einem Jahr mit vielfältigen Krisen funktioniert genossenschaftliches Bankgeschäft. Das zeigt das Ergebnis der Westerwald Bank im Geschäftsjahr 2022. Der Vorstand der Bank präsentierte die aktuellen Geschäftszahlen am 27. Juni 2023 im Wissener kulturWerk den Vertreterinnen und Vertretern der Bank sowie den zahlreich anwesenden Gästen. Die wesentlichen Daten der Geschäftsentwicklung stellte Dr. Ralf Kölbach, Vorstandssprecher der Westerwald Bank, vor: Die Bilanzsumme erhöhte sich um 4,1 % auf 3.815 Mio. Euro. Das Kreditgeschäft, dessen Bedeutung für die Ertragsstärke einer Regionalbank besonders wichtig ist, wuchs sehr stark mit 9,1 % auf ein Volumen von nunmehr 2.320 Mio. Euro. Grundlage war ein Neugeschäftsvolumen von 678 Mio. Euro, womit der bereits sehr gute Vorjahreswert von 595 Mio. Euro nochmals deutlich übertroffen wurde. Das Einlagevolumen verzeichnete mit 5,5 % ein gutes Wachstum – hier wurde erstmals mit 3.093 Mio. Euro die nächste Milliardenschwelle überschritten. Hierbei konzentrierte sich die Ausweitung auf die Termineinlagen. Die Rückkehr der Zinsen auch auf Einlagen – hier gehörte die Westerwald Bank, so Kölbach, zu den Vorreitern – nutzten die Kundinnen und Kunden für befristete Geldanlagen.
Auch das von der Bank insgesamt betreute Kundenvolumen, zu dessen Ermittlung die mit den Verbundpartnern abgeschlossenen Geschäfte der Kundschaft den Bilanzprodukten hinzugerechnet werden, wuchs mit 4,7 % wiederum stark an und erreichte nunmehr 7.815 Mio. Euro. Das Dienstleistungsgeschäft zeigte die Reaktion der Kundinnen und Kunden auf die Inflation und den von der Geldpolitik dagegengestellten scharfen Zinsanstieg auf: Viele reagierten auf den sich im Laufe des Jahres inflationsbedingt entwickelnden Kaufkraftverlust mit „Sparen am Ansparen“ – sie reduzierten ihre Einzahlungen in ihre Fonds bei der Union Investment und auch in Versicherungen. In der Konsequenz reduzierten sich der Fondsabsatz bei der Union Investment auf rund 97,5 Mio. Euro (2021: 145,9 Mio. Euro) und das Volumen der platzierten Lebensversicherungen auf 31,1 Mio. Euro (2021: 38,7 Mio. Euro).
Der Zinsanstieg wiederum war wesentlicher Motor der sehr positiven Entwicklung im Bereich des Bausparens – Zinssicherung ist wieder gefragt. So stieg das Volumen der Bausparverträge um rund
26 % auf 90,3 Mio. Euro nach 71,6 Mio. Euro im Jahr 2021. Die operative Ertragslage war im Geschäftsjahr 2022 gekennzeichnet durch einen Anstieg des Zinsüberschusses auf 53,3 Mio. Euro (2021: 40,7 Mio. Euro); hierbei kamen Sondereffekte zum Tragen. Der Provisionsüberschuss reduzierte sich auf 22,4 Mio. Euro nach 25,6 Mio. Euro im Vorjahr, ebenfalls unter Einbeziehung eines Sondereffektes. Insgesamt erhöhte sich das Ergebnis vor Bewertung auf 29,9 Mio. Euro nach 20,2 Mio. Euro im Vorjahr. Damit die Bank auch in herausfordernden Jahren multipler Krisen wie 2022 erfolgreich sein kann, sind, so Kölbach, qualifizierte Mitarbeitende von entscheidender Bedeutung. Diese anzuziehen und dann zu binden, ist eine zentrale Aufgabe aller Unternehmen, denn der Arbeitsmarkt hat sich gewandelt. Es fehlt branchenübergreifend an Nachwuchskräften und nur noch sehr gute Unternehmen werden ihre Nachfrage erfüllen. Vor diesem Hintergrund ist die erneute Auszeichnung der Westerwald Bank mit dem begehrten „Top Job“-Siegel von besonderer Bedeutung.
Für die Bank sind Projekte zur Unterstützung der Region Westerwald seit jeher besonders wichtig. Das zeigte sich auch im Jahr 2022: Das Projekt Nachhaltigkeit, bei dem die Westerwald Bank eine der bundesweiten Pilotbanken des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken e.V. (Berlin) war, wurde konsequent fortgesetzt – dies auch ganz konkret: Sowohl das Bienenprojekt „bee-wäller“ als auch die Baumpflanzaktion wurden mit hohem Engagement fortgeführt. Zwischenzeitlich pflanzten viele engagierte Mitwirkende über 20.000 Bäume. Zukunftssicherung heißt für eine Regionalbank auch: modernste Filialen. Mit der Eröffnung der neuen Filiale in den Westerwald Arkaden in Höhr-Grenzhausen Anfang Juni wurde hier, vorstandsseitig von Andreas Tillmanns verantwortet, ein weiterer Meilenstein gesetzt – in konsequenter Weiterentwicklung der bundesweiten Testfiliale der Volks- und Raiffeisenbanken in Bad Marienberg.
Unverändert unterstützt die Westerwald Bank mittels Spenden auch Vereine und Institutionen in der Region. Im Jahr 2022 lag das Spendenvolumen bei über 400.000 Euro. Beim Crowdfunding, der modernen Variante des genossenschaftlichen Prinzips der Hilfe zur Selbsthilfe, wurde mit 102 Projekten erstmals die „Schallmauer“ von 100 überschritten. 15 neue Projekte im Berichtsjahr zeigen die Nachhaltigkeit dieses Gedankens auf. Auch die Stiftung der Westerwald Bank – Hilfe zur Selbsthilfe – unterstützte, die anderen Ansätze flankierend, erneut verschiedene Projekte, aber auch Einzelpersonen und Familien in Not.
Ganz im Sinne des genossenschaftlichen Schulterschlusses überzeugte auch die Vorstellung der geplanten Verschmelzung der Westerwald Bank mit der Raiffeisenbank eG Unterwesterwald. Diese Verschmelzung, so Markus Kurtseifer, Mitglied des Vorstands, baut die Zukunftsfähigkeit der Genossenschaft zum Nutzen von Mitgliedern, Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeitenden aus. Dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat stimmten die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Mitglieder mit überwältigender Mehrheit zu. Im zwölfköpfigen Aufsichtsrat schieden turnusgemäß Rainer Jung, Bernhard Höfer, Christel Fries und Martina Zoth-Opolka aus. Christel Fries, Martina Zoth-Opolka und Bernhard Höfer wurden wiedergewählt. Für Rainer Jung, der aus persönlichen Gründen nicht für eine weitere Periode zur Verfügung steht, wurde Olaf Werner neu in das Gremium gewählt.
Abschließend wurde Rainer Jung, der dem Aufsichtsrat seit 2010 angehörte und die Region Wirges vertrat, aus dem Gremium verabschiedet. Für seine 13-jährige erfolgreiche Tätigkeit in diesem Gremium wurde er mit einer Urkunde des Genossenschaftsverbandes – Verband der Regionen e.V. geehrt.